Tränen vor dem Bundeshaus

Ich bin tief berührt. Heute hat an der Kundgebung in Bern, notabene vor dem Bundeshaus, einem Symbol für Demokratie und Freiheit, eine junge Frau die ukrainische Hymne gesungen. Nicht wenige der Anwesenden hatten Tränen in den Augen, ich inklusive. Ebenso berührend war die eindringliche Rede der polnischen Botschafterin Iwona Kozłowska, welche zusammen mit ihren Amtskollegen aus der Ukraine und aus Georgien auf der Bühne stand. «Vereint für den Frieden in einem vereinigten Europa», rief sie aus. Und sie hätte nie gedacht, dass sie eines Tages hier stehen und sich gegen einen Krieg in Europa engagieren müsse.

In der Ukraine ist nicht nur ein grausamer Krieg, sondern auch ein Kampf der Systeme entbrannt. Demokratie gegen Diktatur. Rechtsstaat gegen Willkür. Freiheit gegen Unterdrückung. In der Realität gibt es jede Menge Graustufen. Aber hier prallen diese Welten offen aneinander.

Die Vorläuferin der Europäischen Union (EU) wurde nach dem 2. Weltkrieg, 1951, als Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl (Montanunion) gegründet. Die Idee: Sicherung des innereuropäischen Friedens. Und auch heute sind die Förderung von Sicherheit und Frieden und die Verteidigung der Grundrechte die wichtigsten Ziele der EU. Und sie hat reüssiert: Die 27 Mitgliedstaaten ringen zwar jeweils lange um Meinungen und Positionen, aber stets friedlich und im Dialog miteinander.

Noch bis vor wenigen Tagen war es besonders in der Schweiz altmodisch, ja gar unschweizerisch, die EU zu loben oder gar einen EU-Beitritt unseres Landes zu erwägen. Heute zeigt sich, dass Friede und Demokratie nicht selbstverständlich sind und mit langem Atem verteidigt werden müssen.

1 Gedanke zu „Tränen vor dem Bundeshaus“

  1. Liebe Chrige

    Das sehe ich genau wie du. Die Diskussion über einen EU-Beitritt erhält aus traurigem Anlass neue Aktualität. Auch aus sicherheitspolitischen Überlegungen halte ich einen Beitritt für richtig. Schönen Sonntag.

    Marc

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